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Karlsruhe - Berlin-Radtour
Text und Tour von Birgit Heck Informationen zum und Radtouren vom Autor

Der erste Tag

Start am 9. August 2002 um 8.00 Uhr.
Bange Blicke zum Himmel und ein Stoßgebet zu Petrus auf den Lippen starteten wir in Richtung Neuburgweier zur Fähre.
Leider öffnete die Fähre erst um 10.00 Uhr und so mussten wir durch die Rheinauen in Richtung Karlsruhe zur Rheinbrücke (was aber kein nennenswerter Umweg war) fahren. Der Rheinradweg ist gut ausgezeichnet und wir konnten immer den Schildern folgen, ohne groß auf die Karte schauen zu müssen.
Das Wetter wurde auch zunehmend sonniger und bei unserer ersten Rast nach 80 km in Speyer suchten wir den Schatten auf.
Wir kamen gut voran und erreichten nach circa 123 km gegen 17.00 Uhr unser erstes Ziel in Abenheim bei Worms.

Der zweite Tag

Der zweite Tag begann trübe und mit einer fiesen Steigung gleich um die erste Ecke. Aber wir ließen uns die gute Stimmung nicht vertreiben und setzten unseren Weg fort.
Kurz vor Frankfurt in Kelsterbach dann die erste Sucherei.
Schlecht positionierte oder gar keine Schilder machten unser Weiterkommen schwierig und wir verloren mindestens eine Stunde mit Suchen.
Gegen 18.00 Uhr erreichten wir schließlich Stockstadt bei Aschaffenburg unser zweites Etappenziel.

Der dritte Tag

Am dritten Tag lief alles nach Plan, bis auf einen Platten an meinem Vorderrad. Leider bekamen wir den Reifen nicht mittig aufmontiert und ich mussten ein bisschen wie ein Kängeruh den Weg fortsetzen.
Bei der Mittagsrast versuchten wir es noch einmal, was uns dann zwar etwas besser gelang, aber ganz beheben konnten wir das Gehüpfe nicht.
Die letzten 40 Kilometer kamen uns heute endlos vor und zu guter Letzt lag unser Quartier auf einem Hügel mit so ungefähr 20% Steigung.
Heute etwas gedrückte Stimmung und wir fragten uns zum ersten Mal, ob wir auch alles schaffen würden.
Gemünden am Main war unsere letzte gebuchte Übernachtung.

Der vierte Tag

Da wir von heute an kein bestimmtes Ziel ansteuern mussten, sahen wir beim Studieren der Karte einen Radweg entlang der Wern und erfuhren von der Pensionswirtin, dass dieser Radweg sehr schön und ohne nennenswerten Steigungen sei.
Das Werntal war schön zu fahren und wir genossen die Ruhe und Stille, die am Main entlang nicht so vorhanden war.
In Schweinfurt unserem eigentlichen Etappenziel machten wir heute zum ersten Mal ausgiebig Mittag, mit warmen Mittagessen und leckerem Apfelstrudel.
Wir fuhren noch bis Baunach, was uns heute super leicht fiel, da wir enormen Rückenwind hatten und fast von alleine fuhren.

Der fünfte Tag

Auch heute entschlossen wir uns mit Blick auf die Karte, wieder eine kleine Abkürzung zu nehmen und von unserer geplanten Route abzuweichen.
Dieses mal aber sahen wir, daß es etwas hügeliger werden würde.
In Lichtenfels wichen wir vom Main ab und fuhren das wilde Rodachtal entlang.
Mittag gab es heute in Kronach.
Auch unsere Regenklamotten hatten wir schon auspacken müssen. Zum Glück aber nie für lange, es waren immer nur kurze Schauer.
Wir kamen bis Wallenfels gut voran, aber dann verließ uns unser Glück und wir mußten ein Stück auf einer Bundesstraße fahren, da wir keinen Radweg fanden.
Irgendwann haben wir uns dann in den Wald geschlagen auf fürchterlichen Mountenbikestrecken mit Steigungen, die wir nur mit Schieben bewältigen konnten.
Dann mussten wir noch viel suchen und ständig die Karte studieren, was uns viel Zeit und vor allem die Geduld raubte.
Aber wir kamen fast bis Hof und übernachteten in Wolbatendorf, wohl wissend, dass am nächsten Tag wohl unsere Königsetappe anstand.

Der sechste Tag

Es begann wie wir vermuteten.
Auf und ab, auf und ab. Und es endete wie es begann.
Wir fuhren durchs Vogtland, dass sehr schlecht beschildert war.
Immer wieder mussten wir suchen und umkehren. Das Wetter war kalt und trübe.
Radwege durchs Hochwasser unpassierbar.
In Plauen eine Stunde zum Durchkommen gebraucht, keine Radwege gefunden, auf schrecklich befahrenen Bundesstraßen gefahren, an der weißen Elster entlang Schuhe ausziehen müssen.
Zweimal völlig verschlammte Fahrräder geputzt.
Rauf und runter kämpften wir uns schließlich bis Gera vor.

Der siebte Tag

Trotz der Strapazen vom Vortag fühlten wir uns gut ausgeruht am Donnerstag und auch das Wetter schien wieder besser zu werden.
Nun waren auch die Wege wieder besser ausgeschildert und wir kamen heute gut voran.
Von zu Hause hörten wir immer wieder vom Hochwasser und so langsam dämmerte uns, dass wir vielleicht noch Schwierigkeiten bekommen könnten.
Aber auf Nachfrage bei der heimischen Bevölkerung konnten wir keine klaren Antworten bekommen und so fuhren wir munter drauf los.
Kurz vor Leipzig entschlossen wir uns die Stadt mit der Bahn zu durchqueren. Wir fuhren mit einem Regionalzug bis zum Hauptbahnhof und von dort mit der Strab nach Taucha einem Vorort.
Auch hier fragten wir noch mal nach dem Hochwasser, aber es konnte uns keiner so genau sagen, ob wir noch über die Mulde kommen.
Als wir schließlich Eilenburg erreichten, wurden wir jäh aus unsere Euphorie gerissen, die sich so kurz vor dem Ziel nun schon breit machte.
Uns blieb nichts weiter übrig, als nach Taucha zurück zu radeln und dort zu übernachten.

Der achte Tag

In aller Früh fuhren wir mit der Strab zurück zum Hauptbahnhof nach Leipzig.
Hier erkannten wir zum ersten Mal das ganze Ausmaß der Katastrophe.
Wir hatten uns ja gedacht bis Dessau zu fahren und von dort auf der roten Route nach Berlin vorzustoßen.
Aber auch Dessau war schon gesperrt und so entschlossen wir uns, bis Magdeburg zu fahren, wo, wie man uns sagte die große Welle noch nicht eingetroffen war.
Gesagt, getan und gegen Mittag erreichten wir Magdeburg.
Hier herrschte schon Weltuntergangsstimmung und mit einem bedrückten Gefühl und null Motivation, versuchten wir die Stadt schnell hinter uns zu lassen und auch möglichst weit weg von den Flußauen zu bleiben.
Wir fuhren über kleine Dörfchen und viel auf der Straße im Zick-Zack auf Berlin zu.
Unsere letzte Übernachtung war in einer Pension in Brandenburg.

Der neunte Tag

Nur noch ein paar Kilometer, die wir genüsslich auf einem Radweg an der B1 zurücklegten.
So kurz vor Berlin und trotzdem eine sehr ländliche Gegend.
Schließlich erreichten wir gegen 11.00 Uhr den Potsdamer Bahnhof, von wo aus wir bis Berlin Friedrichstraße mit der Regionalbahn fuhren.
Dort stiegen wir mit stolzgeschwellter Brust aus und radelten auf das Brandenburger Tor zu.
Natürlich noch ein Foto und damit endete unsere Radreise nach Berlin.

Bild mit Fahrrädern vor dem Brandenburger Tor
Lupe Zum Zoomen auf das Bild klicken

Wir verbrachten noch zwei Tage in Berlin und fuhren am Dienstag mit dem Zug wieder zurück.

Abschlusskommentar von Birgit Heck:

Es hat uns super gefallen und eigentlich war es leichter als wir uns das vorgestellt hatten.
Wir wollen auch in Zukunft dem Radreisen treu bleiben.

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